23.03.2022

Jugendstudie „Demokratieerleben junger Menschen in Hoyerswerda“

 

Junge Menschen in Hoyerswerda erleben die Probleme, die der Strukturwandel mit sich bringt, hautnah: Sanierungsbedürftige Infrastruktur und Gebäude, das absehbare Ende des in der DDR angesehenen Wirtschaftstreibers Braunkohle, die Überalterung und fehlende Zukunftsperspektiven sind Bestandteile ihres Alltages. Sie fühlen sich weder in der Stadt noch von der Politik ausreichend wahrgenommen, was allesamt die politische Einstellung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen prägt.

Jugendarbeit und politische Bildung können maßgeblich dazu beitragen, die gesellschaftliche Wertschätzung der jungen Menschen zu fördern und ihre Wünsche sichtbar zu machen. Die qualitative Studie zeigt: dies kann langfristig nur durch die Zusammenarbeit von unterschiedlichen Akteur:innen und der Umsetzung verschiedener Maßnahmen erfolgen.

Im Rahmen der Studie wurden 20 junge Menschen im Alter von 14 bis 20 Jahren und 11 Multiplikator:innen aus dem Bereich der Jugendarbeit von Oktober bis Dezember 2021 befragt. Ziel der Studie ist die Abbildung eines Status quo zu Situation, Bedürfnissen und politischer Bildung junger Menschen in Hoyerswerda.

Seit den 90er Jahren durchlebt Hoyerswerda einen enormen Strukturwandel, der exemplarisch für die Region ist. Als einstig florierende Modellstadt der DDR – mit hohem Bevölkerungswachstum und hoher Beschäftigung in dem für die DDR zentralen Braunkohleabbau – ist Hoyerswerda nun geprägt vom einem durch die Energiewende vorangetriebenen Ausstieg aus dem Braunkohleabbau und somit dem Verlust eines zentralen Wirtschaftszweiges. Hinzu kommt der starke demografische Wandel durch den jahrzehntelangen Wegzug junger Menschen auf der Suche nach besseren Zukunftsperspektiven und einer damit einhergehenden Überalterung der Stadt. Die rechtsextremen Ausschreitungen Anfang der 90er Jahre haben das öffentliche Bild von Hoyerswerda geprägt.

Die RAA Hoyerswerda e.V. und die RAA Sachsen e.V. setzen sich seit dieser Zeit für die Stärkung demokratischer Werte in der Bevölkerung ein. Im Fokus stehen hierbei Angebote politischer Bildung, die Demokratie aktiv erlebbarmachen sollen. Die aktuelle Studienlage (z.B. Leipziger Autoritarismus-Studie 2020) sowie das aktuelle Wahlverhalten zeigen jedoch einen Wan­del in der politischen Ausrichtung der Bür­ger:innen. Die AfD verzeichnet in Hoyerswerda im Vergleich zum Landkreis Bautzen und zu anderen sächsischen Kommunen einen schwächeren Zulauf. Trotzdem prägen rechtsorientierte Tendenzen und Bürgerbewegungen wie auch gleichsam geringe politische Partizipation in Form von Wahlbeteiligung die Gesellschaft in Hoyerswerda heute. Damit einhergehend wird die Situation durch die aktuell vorherrschende pandemische Lage seit März 2020 katalysiert, wodurch Möglichkeiten und Chancen für politische Bildung erschwert sind und Jugendliche sowie junge Erwachsene weniger gut erreicht werden können. Aufgrund dieser aktuellen Lage soll die qualitative Studie dabei helfen, ein Stimmungsbild zur Situation der jungen Menschen in Hoyerswerda einzufangen und künftige Jugendarbeit bedürfnis­orientiert zu gestalten.

Die Studienergebnisse beleuchten die folgenden Fragen: Was prägt und beschäftigt junge Menschen in Hoyerswerda in ihrem Alltag ganz generell?, Wie blicken sie auf die Stadt Hoyerswerda und wie wohl fühlen sie sich in der Stadt? Und Was halten Sie von Demokratie und Politik ganz allgemein?

Die Wunschliste: Zukunftsideen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen

Junge Menschen wünschen sich Änderungen in verschiedenen Bereichen innerhalb der Stadt Hoyerswerda. Diese umfassen:

  • angenehme, positive und freundliche Atmosphäre in der Stadt

  • Modernisierte Stadtgestaltung: Stimmiges, einheitliches, angenehmes Stadtbild durch
    freundliche, helle Farben; Sanierung und Modernisierung von Gebäuden, Infrastruktur
    und Parks, Spielplätzen

  • Bessere Anbindung an den ÖPNV v.a. zwischen kleineren Ortschaften und der Stadt
    Hoyerswerda

  • Jugendfreundliche Freizeitgestaltungs­möglichkeiten in Form von zentral erreichbaren, attraktiven Freizeitangeboten (z.B. freie Sportangebote, Jugendcafé), altersgerechten Veranstaltungen wie Konzerten, Jugendräumen zur freien Entfaltung und (Mit-)Gestaltung der jungen Menschen

  • Modernisierung aller Schulen und Gestal­ten einer angenehmen, motivierenden
    Lernatmosphäre durch u.a. Weiterbildungen von Lehrkräften sowie attraktive und alleinig für Schüler:innen zugängliche Pausen- und Aufenthaltsräume

Befragte Jugendliche und junge Erwachsene würden sich bei der Neugestaltung gern aktiv einbringen, sofern die Organisation und die notwendigen Ressourcen von erfahrenen Erwachsenen übernommen werden.

Studienergebnisse sowie Antworten auf die Fragen: Wie kann sich Jugendarbeit in Hoyerswerda entwickeln? Und wie kann sich politische Bildungsarbeit in Hoyerswerda weiterentwickeln? finden Sie unter anderem zusammengefasst im Short Report und ausführlich in der Studie. Beide Versionen werden als kostenloser Download zur Verfügung gestellt.

 

Text: RAA Sachsen e.V.